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 Kolumne von Jedediah Leland
 
 
 
 
 
 

 Kolumne von Jedediah Leland
Einspruch.

 

 Demnächst wieder mehr: ....

Derweil eine kleine Sommergeschichte:
Strasse meiner Kindheit – der Rebstockrain

Es ist Sonntagnachmittag, und der Stadtpräsident steht in kurzen Hosen vor dem Zaun seines Gartens, als sei nichts passiert. Dabei ist der Zaun demoliert. Das war er an fast jedem Sommerwochenende, denn er stand an einem schräg abfallenden Natursträsschen. Dieses führte zwischen dem Chalet von «HRM» – wie der Luzerner Stapi von Freund und Feind genannt wurde – und dem Wald hinauf zur Anhöhe. Dahinter wohnten wir; und dort fanden die legendären Sommernachtsfeste unseres Vaters statt. Freunde, die mit dem Auto kamen, mussten mangels Wendeplatz spät nachts rückwärts hinunter fahren – auf eben diesem steilen, schrägen, stockfinsteren Schottersträsschen, in dessen letzter Kurve Hans Rudolf Meyers Maschendrahtzaun stand…

HRM, der kantige ex Brigadier, hat sich kein einziges Mal wegen des Zauns beklagt.  Dabei hatte er nur im Winter Zaun-mässig frei. Dann konnte  der «Rebstockrain» wegen Schnee und Eis nicht befahren werden. Selbst der Lieferwagen von «Schätzle» mit der Kohle für unsere Heizung blieb stecken. Die Kohlensack-Träger hör ich noch heute schnaufen und schimpfen, wie sie am Waldrand vorbei stapften. Es war ein dunkler Wald, aus dem Geräusche drangen. Manchmal sprangen Rehe oder Füchse über das Strässchen, und im Spätsommer roch es nach Eierschwämmen.

Inzwischen ist daraus eine asphaltierte Quartierstrasse geworden. HRM lebt nicht mehr, der Wald hingegen schon. Und er verdeckt, was an Häusern weiter oben neu erstellt wurde.

 

Siehe auch: Balkonia, Kolumne von Marietta Büller.

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